Die Auckland-Deklaration

Das Recht aller Menschen, an der Regierung ihrer Gesellschaft zu partizipieren, war eine Grundlage für Freiheit und Glück, wo immer es existierte. Wir haben das Glück, in einer Welt zu leben, in der die Demokratie dank der Bemühungen von HumanistInnen wie von religiösen Gläubigen weithin als die gerechteste, vernünftigste und effektivste Regierungsform angesehen wird, die der Menschheit zur Verfügung steht. Mehr Menschen als jemals zuvor haben heute die Möglichkeit, den politischen Kurs des Gemeinwesens, in dem sie leben, mitzubestimmen.

Wo es Demokratie gibt, besteht jedoch immer auch das Risiko ihres Missbrauchs durch DemagogInnen, die die Sorgen von Teilen der Bevölkerung ausnützen, indem sie unpopuläre Minderheiten zu Sündenböcken machen oder ältere, konkurrierende politische Gruppen anklagen und als „Eliten“ diffamieren. DemagogInnen gebrauchen regelmäßig intolerante Formen von Nationalismus sowie andere Formen von Vorverurteilung und Hass. Ihre Rhetorik appelliert eher an negative Emotionen als an Mitgefühl und Vernunft.

Diese Politik der Spaltung erwacht in vielen Teilen der Welt wieder. Sie wird verkörpert von einer neuen Generation sogenannter „Starke-Männer“-Politiker, die vorgeben, für die Interessen „des Volkes“ einzustehen, aber ungeduldig danach streben, die Menschenrechte zu schwächen und Minderheiten zu diskreditieren, um Macht für ihre eigenen Zwecke zu gewinnen und zu bewahren. Sie sind eine akute weltweite Bedrohung für Menschenwürde, Rechtsstaat, Menschenrechte und Freiheit.

Entgegen dieser Tendenz bekräftigen wir:

  • Das beste ethische Fundament, von dem aus die Probleme der heutigen Welt und unser aller Zukunft angegangen werden können, ist zu versuchen, die Menschheit als eine globale Gemeinschaft zu sehen. Die größten Errungenschaften menschlichen Fortschritts und der Solidarität können erreicht werden, indem wir die Politik der Fremdenfeindlichkeit und des Tribalismus zurückweisen und uns stattdessen zusammen für das Gemeinwohl einsetzen.
  • Demokratie ist viel mehr als nur die Gelegenheit, regelmäßig zu wählen. Damit Demokratie aufblühen kann, muss sie von Rechtsstaatlichkeit und dem Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz gestützt werden. Die Achtung der Menschenrechte, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 definiert sind, einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung, sollte den Mindeststandard für alle Demokratien darstellen. Die Menschenrechte von Minderheiten, nicht nur von Mehrheiten, müssen gewahrt und geschützt werden. Freie Meinungsäußerung muss das Recht beinhalten, politische Parteien, Führer und Ideen öffentlich zu kritisieren. Ebenso wie die Wahl von Repräsentanten muss Demokratie den Wert einer freien Presse respektieren und Systeme der Transparenz und Rechenschaftspflicht beinhalten sowie Menschen die Möglichkeit geben, erfolglose und unbeliebte Regierungen zu kritisieren und friedlich durch neue zu ersetzen.
  • Demokratie kann nur in einer Kultur der offenen Debatte gedeihen. Debatte und Vernunft sollten darauf zielen, Meinungsverschiedenheiten auf friedliche und tolerante Weise zu lösen.
  • Die heutigen Probleme sind komplexer als jemals zuvor. Alle PolitikerInnen, die behaupten, einfache Antworten darauf zu haben, müssen einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
  • Weltweit nimmt die Geschwindigkeit des menschlichen Fortschritts zu, doch dessen Früchte können nicht überall gleichermaßen genossen werden. Die Kindersterblichkeit ist rückläufig, Lebenserwartung und Einkommen steigen, doch noch immer leben in dieser Welt des Überflusses viele in Armut. Zu oft werden Menschenrechte verletzt, es herrscht Verunsicherung, und in vielen Ländern sind Wirtschaftsstabilität, Umwelt und sozialer Schutz in Gefahr. Diese Probleme sollten von Einzelnen wie von Nichtregierungsorganisationen, Regierungen und internationalen Organisationen angegangen werden.

Wir lehnen die Politik der Spaltung ab und rufen alle PolitikerInnen und BürgerInnen dazu auf, die simplifizierende politische Praxis und Rhetorik, die sie charakterisiert, zurückzuweisen und den Schaden zu erkennen, den spaltende Politik der Menschheit zufügen kann.

Wir verpflichten uns dazu, die sozialen Ursachen der Politik der Spaltung anzugehen: soziale Ungleichheit, mangelnder Respekt gegenüber den Menschenrechten, verbreitete Fehlvorstellungen vom Wesen der Demokratie und mangelnde globale Solidarität; und wir rufen unsere Mitgliedsorganisationen und alle HumanistInnen dazu auf, an dieser Aufgabe mitzuarbeiten.

Wir fordern HumanistInnen weltweit auf, die Werte von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit und Menschenrechten hochzuhalten und zu verteidigen und die Politik der Spaltung zu identifizieren und sich ihr zu widersetzen, ob in ihrem eigenen Land oder international.


Die Deklaration wurde im Rahmen der Generalversammlung der Humanists International 2018 in Auckland, Neuseeland, beschlossen. Quelle: humanists.international

Sie können die Deklaration bekannter machen:

Mehr Texte hier: docs.humanistisch.net


Wollen Sie noch weiter helfen?

Ins Deutsche ist die Auckland-Deklaration schon übersetzt worden. Übersetzungen in Weltsprachen wie Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Arabisch, Chinesisch, Russisch, Hindi, Japanisch oder Koreanisch fehlen bislang allerdings. Um die Auckland-Deklaration vielen weiteren Millionen Menschen mit der Offenheit für humanistische Auffassungen, Ideen und Werte weltweit zugänglich zu machen, suchen die Humanists International (HI) ehrenamtliche ÜbersetzerInnen.

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Dann melden Sie sich auf der HI-Webseite oder via E-Mail an office@humanists.international.

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